MAS Vorzeigeprojekte
Entwicklung des Modells der Demenzservicestelle
Entwicklung des Modells der Demenzservicestelle
2001 wurde begonnen, das Modell der Demenzservicestelle (DSS) zu entwickeln.
Wichtige Grundprinzipien des Modells sind die Demenzspezifizität, die Ausrichtung aller Behandlungsmethoden auf die Stadien der Erkrankung und die Bedürfnisse der betroffenen Personen wie auch von deren An-/Zugehörigen. Ein spezifisches Augenmerk auf die frühesten Symptome der Erkrankung und die langzeitliche optimale Begleitung der Familien sind die Kernpunkte der Arbeit in den DSS.
Für das Modell der Demenzservicestelle wurden drei Hauptziele definiert:
- Früherkennung der Krankheit
- Verhinderung der (frühzeitlichen) Institutionalisierung
- Entlastung der Angehörigen
Folgende Angebote wurden für das Versorgungsmodell entwickelt:
- psychologisches Screening und (vor)diagnostische Beratung und Bedarfserhebung
- stadiengerechtes Training (Stadienspezifisches retrogenetisches Training)
- Angebote für An-/Zugehörige
In einem Screeningprozess wurden Risikopatienten anlässlich eines Arztbesuches identifiziert. Anschließend erfolgte eine umfangreichere Testung zur Klärung der Frage, ob das kognitive Defizit signifikant ist oder nicht (Mild Cognitive Impairment, MCI vs. beginnende Demenz). Personen mit signifikanten kognitiven Beeinträchtigungen wurden zu einer fachärztlichen Abklärung eingeladen. Die PatientInnen erhielten somit früher die richtige pharmakologische Behandlung. Die fachärztlich untersuchten und diagnostizierten Personen wurden in ein psychosoziales Betreuungsprogramm eingebunden. Personen mit MCI wurden in Abständen eines Jahres testpsychologisch untersucht und konnten beim Übertritt in eine Demenz frühzeitig erkannt und einer medizinischen Abklärung zugeführt werden.
Projektzeitraum
Projektphase 1:
2002–2005: „Gesund länger pflegen“ | Projektnummer: 599/III/83
Projektphase 2:
2008–2010: „Strukturbildendes Projekt zur Versorgung von Personen mit Demenz und deren Angehörigen“ | Projekt Nummer: 1481/III/2
Projektphase 3:
2010–laufend: Etablierung der Struktur; größtmögliche Verbreitung
Das Modell der Demenzservicestelle wurde in drei Projektphasen entwickelt. Projektphase 1: Entwicklung der Bausteine des Modells (Förderung der Betroffenen durch ein stadiengerechtes Training und die Unterstützung der Angehörigen). Projektphase 2: Wirksamkeitsprüfung und Ausrollung des Modells auf sechs Standorte. Das Ziel des Projekts war der Aufbau eines psychosozialen Betreuungsprogramms zur Unterstützung der ärztlichen Versorgung und Früherkennung demenzieller Erkrankungen im Bezirk Gmunden/Oberösterreich. Die Studie war für dreieinhalb Jahre geplant.
Das Modell der DSS ist mit Mitteln des Landes Oberösterreich und des Fonds Gesundes Österreich grundfinanziert.
Die Niederschwelligkeit der Struktur der Demenzservicestellen ist sowohl für die Früherkennung als auch für die Verhinderung der frühzeitigen Institutionalisierung von großer Bedeutung. Viele Familien sind durch die ersten Symptome einer Demenzerkrankung stark verunsichert und wissen nicht, wohin sie sich wenden sollen, um die Würde ihres Angehörigen zu wahren. Die medizinischen Strukturen erscheinen vielen Familien als zu hohe Barrieren, um diesen ersten Schritt von der Befürchtung in die Gewissheit zu wagen. In diesem Zustand der Verunsicherung vergehen viele wichtige Lebensmonate und -jahre, in denen bereits Klarheit und ein Zukunftsplan wesentlich zu einer verbesserten Lebensqualität beitragen könnten. Hier ist ein leicht erreichbarer verständnisvoller Ansprechpartner nötig, der auch bei Bedarf anonym spezialisierte Informationen zur Verfügung stellt und individuell auf die Bedürfnisse der Familie eingehen kann. Die Niederschwelligkeit ist auch im Krisenfall von Bedeutung. Krisen sind oft gekennzeichnet durch akut auftretende Verhaltensänderungen und entsprechende interpersonelle Konflikte, die ohne Interventionen zu einer Eskalation der Situation zu Hause und zu einer frühzeitigen Institutionalisierung der Person mit Demenz führen kann.
Die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz und deren Angehörigen sind in den verschiedenen Stadien der Krankheit unterschiedlich. Nur eine Struktur, die flexibel auf diese Bedürfnisse eingehen kann, wird von den Familien langfristig in Anspruch genommen. Sowohl die Förderung von Menschen mit Demenz als auch die Ausbildungsmodule und Angehörigengruppen sind stadiengerecht geführt. Im Rahmen des Modells der Demenzservicestelle wird die international anerkannte 7-stufige „Global Deterioration Scale“ (GDS; Reisberg, 1982) als theoretische Grundlage zur Entwicklung verschiedener Handlungskonzepte verwendet.
Polizeiprojekt „Einsatz Demenz“
Polizisten sind oft die ersten Ansprechpartner für Menschen mit Demenz und deren An-/Zugehörige in Krisensituationen. Wissen über Demenz kann viele Situationen hier wesentlich entschärfen, Hospitalisierungen können verhindert werden, Polizisten sind entlastet und Personen mit Demenz können länger gut in die Gesellschaft integriert leben.
In einem gemeinsamen Entwicklungsprozess mit Polizistinnen und Polizisten wurde ein E-Learning-Programm aufgesetzt. Die Inhalte des Lernprogramms wurden gemeinsam mit der Sicherheitsakademie des Innenministeriums (E-Learning-Center) in Wien umgesetzt, und ein Zertifizierungsverfahren sowie Vernetzungskonzept in die Regionen wurde von der MAS mit der Donau-Universität Krems entwickelt.
Erfolge:
Bisher wurden im Rahmen dieses Projekts über 14.000 Polizistinnen und Polizisten geschult und 245 Polizeidienststellen mit dem Zertifikat „Demenzfreundliche Dienststelle“ ausgezeichnet. Bei der LPD Tirol wurden alle Polizeiinspektionen zertifiziert. Neben zahlreichen Preisen wie der „SozialMarie 2018“, dem „eAward“ und dem österreichischen „Verwaltungspreis 2019“ sowie dem „eLearning Award 2020“ wurde das Projekt von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in die „WHO-Demenz-Toolbox“ aufgenommen.
Förderung : Fonds Gesundes Österreich, BVA
Ziele:
Das Ziel des Projekts „Einsatz Demenz“ war die Erstellung eines interaktiv gestalteten internetbasierten Lernprogramms für PolizistInnen zum Thema Demenz. Das Wissen und die Erfahrungen anderer Berufsgruppen (z.B. aus dem Gesundheitsbereich) wurden der Berufsgruppe der PolizistInnen zugänglich gemacht, um so Kompetenzen im Umgang mit Menschen mit Demenz zu fördern. Auf der Basis von Fokusgruppen-Interviews wurden drei Lernmodule entwickelt, die inhaltlich auf mögliche Situationen im Arbeitsalltag der PolzistInnen abgestimmt wurden und sich nach den verfügbaren Zeitressourcen der PolizistInnen richteten. Das Lernprogramm steht allen PolizistInnen über das Intranet zur Verfügung und kann bei Bedarf jederzeit wieder abgerufen werden.
Der bekannte Schauspieler Adi Hirschal konnte als Botschafter für dieses Projekt gewonnen werden.
Projektlaufzeit (Startphase): 1. 2. 2015 – 31. 1. 2016
Univ.-Prof. Dr. Stefanie Auer
Modul 1: Grundlagen
Modul 2: Sicherheit durch Kompetenz
Modul 3: Menschen mit Demenz verstehen
Modul 4: Wissenscheck
Das MAS-Alzheimerhilfe-Kooperationsprojekt „Einsatz Demenz“ wurde mit folgenden Preisen ausgezeichnet:
SozialMarie 2018; eAward 2019, Verwaltungspreis 2019 (als innovative Idee für verlässliche Abwicklung von Verfahren).[PRESSETEXT] [PRESSEBILD]
Und als Höhepunkt: Am 6. November 2019 gab es im niederländischen Maastricht den zweiten Platz beim
European Public Sector Award / EPSA (Europäischer Innovations-Verwaltungspreis) in der Kategorie „National / EU“!
Kooperationspartner
FWF-Projekt „The Czech-Austrian Long-Term Care Project / DEMDATA“
FWF-Projekt „The Czech-Austrian Long-Term Care Project / DEMDATA“
Project Reference: I 2361-B27
Link: www.donau-uni.ac.at/de/department/kmp/projekte/id/23673/index.php
Anfang März 2016 startete die MAS Alzheimerhilfe in Kooperation mit der Donau-Universität Krems und der Karls Universität Prag das grenzüberschreitende Forschungsprojekt „The Czech-Austrian Long-Term Care Project“. Gesammelt wurden medizinische und soziale Daten in oberösterreichischen und tschechischen Pflegeheimen, um die Situation von Menschen mit Demenz in Langzeitpflegeinstitutionen zu untersuchen. Ebenfalls untersucht werden die Situation der Pflegeteams und die Bedürfnisse der Angehörigen. Die Daten sollen dem Gesundheitssystem Fakten zur Entscheidungsfindung in der Zukunft liefern und den Weg für einheitliche Richtlinien ebnen.
Ziele:
Die Weltbevölkerung altert schnell. Altersassoziierte Krankheiten erhöhen auch die Nachfrage der Pflege und damit auch der institutionellen langfristigen Pflege. Daher ist die Organisation der institutionellen Pflege in Pflegeheimen eine der wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit. Weltweit besteht ein Mangel an verfügbaren Daten zur Grundlagenforschung. Auch in Österreich und der Tschechischen Republik sind kaum Daten zur Verfügung, die eine informierte Entscheidungsfindung zur Weiterentwicklung des Konzepts der Institution „Pflegeheim“ ermöglicht. Es wird geschätzt, dass etwa nur 30 % der Personen mit Demenz, die in Pflegeheimen wohnen, eine medizinische Diagnose und eine geeignete medizinische und psychosoziale Behandlung erhalten. Folgende Parameter werden in dem Projekt erhoben:
- zu den BewohnerInnen
- zum Pflegeteam
- zu den Angehörigen der BewohnerInnen
- zu den Umweltfaktoren der Einrichtungen
Projektlaufzeit: 1. 3. 2016 – 28. 2. 2018
2016
Ziehung einer Zufallsstichprobe aus allen oberösterreichischen Pflegeinstitutionen. Von derzeit 128 in Betrieb stehenden Pflegeheimen wurden 16 Heime zufällig in einem blinden Ziehungsverfahren gewählt. Von den 16 Heimen haben sich folgende Institutionen für eine Zusammenarbeit bereit erklärt:
Attergauer Seniorenheim, BAPH Esternberg, SH Gunskirchen, BAH Hart, BAH Haslach, APH Münichholz, BAPH Wolfern, Haus für Senioren Bad Zell.
Entwicklung der Studienprotokolle und Workshop mit den Projektpartnern.
Im September startete die quantitative Datensammlung.
2017
Auswertung der quantitativen Daten und Durchführung von Fokusgruppen-Interviews und Einzelgesprächen mit BewohnerInnen in den Pflegeinstitutionen, mit Angehörigen der BewohnerInnen und Mitgliedern des Pflegeteams.
2018
Projektabschluss und Workshop mit den Projektpartnern und Angehörigen.
Projektleitung:
Univ.-Prof. Dr. Stefanie Auer und Univ.-Prof. Dr. Iva Holmerova (Karls Universität Prag)
Ergebnis:
Um eine bedürfnisgerechte Begleitung von Menschen mit Demenz zu garantieren, ist das Wissen über die Häufigkeit der Erkrankung von größter Bedeutung. Dies ist besonders bedeutend für Pflegeheime. Zu wissen, wie viele Personen in Pflegeheimen in Österreich leben und eine Demenz haben, ist deshalb von größter Bedeutung. Aus diesem Grund wurde das DEMDATA Projekt durchgeführt. Untersucht wurden 571 PflegeheimbewohnerInnen in acht verschiedenen österreichischen Pflegeheimen.
- Die psychologische Testung ergab, dass 85,2 % der BewohnerInnen eine mittelschwere bis schwere kognitive Beeinträchtigung haben (GDS Level 4–7).
- In den Pflegedokumentationen weisen 58,8 % der BewohnerInnen eine Demenz auf (34,5 % Alzheimer-Demenz, 10,4 % vaskuläre Demenz, 55,1 % andere).
- Mehr als die Hälfte der BewohnerInnen (55,5 %) gab an, keine Schmerzen zu haben; 36,7 % klagten über mäßige, 8,8 % über starke Schmerzen.
- 81 % der BewohnerInnen wiesen mindestens eine Verhaltensauffälligkeit auf.
Die Ergebnisse dieser Studie gaben den Ausschlag dafür, dass die MAS Alzheimerhilfe ein konkretes Lösungsmodell erarbeitet hat: das MAS Aktivprogramm.
Projektpartner
Demenz und Ich
Doppelte Hilfe für An-/ Zugehörige
Kostenlose Online-Schulung und Handbuch
Wer Betroffene im Alltag unterstützt, kann auch selbst Unterstützung brauchen. Deshalb hat MeinMed in Kooperation mit der MAS Alzheimerhilfe die Initiative „DEMENZ UND ICH“ ins Leben gerufen.
Ein Praxishandbuch sowie eine Online-Schulung vermitteln fundiertes Wissen rund um das Krankheitsbild, Verlauf und Diagnose, geben Tipps wie Kommunikation sowie das Lösen herausfordernder Situationen und Entlastung für den Alltag und das Rüstzeug für ein besseres Verständnis den Betroffenen gegenüber. 74.800 Zugriffe und 3.600 absolvierte Wissenschecks zeigen, dass die Initiative hier konkrete Hilfe anbietet.
„Mit dem Wissen im Hinterkopf ‚Okay, er kann ja nichts dafür, es ist ja die Krankheit, es ist nicht die Person‘ kann ich mich als Angehörige oft auch leichter regulieren, mich zurücknehmen, und das ist mitunter hilfreich.“ Margareta Vogler, betreuende Angehörige aus Wien
„Auf die Wahl der Wort aufpassen, auf den Zustand meiner Gattin achten, nicht alles tragisch nehmen.“ Ing. Josef Stancl, betreuender Angehöriger aus Wien
Kontakt bzgl. Handbuch:
Demenzservicestellen der MAS Alzheimerhilfe
MAS AKTIV+
Das Evaluierungsprojekt „MAS Aktiv+“ bietet BewohnerInnen von drei teilnehmenden Altenheimen (Bezirksalten- und Pflegeheim Grieskirchen, Seniorenwohnheim Mehrnbach und Haus St. Raphael in Bad Schallerbach) die Möglichkeit, an einem durch das Land OÖ geförderten MAS Ressourcentraining teilzunehmen. Zusätzlich werden die MitarbeiterInnen der Betreuungs- und Pflegeteams durch die MAS Aktivtrainerausbildung geschult.
Das Ziel des Projekts ist, die Effekte dieser beiden Maßnahmen hinsichtlich der Lebensqualität der BewohnerInnen und der MitarbeiterInnen-Belastung zu untersuchen. Zu Beginn gab es aufgrund der Corona-Situation einige Terminverschiebungen, aber dank vieler flexibler Projektmitwirkender konnte in allen drei teilnehmenden Häuser gut weitergemacht werden. Das Projekt soll im kommenden Jahr abgeschlossen sein.